Wo ist Finke?

Eine subjektive Betrachtung alter tatort-Episoden

Anfang der 1990er hatte ich – damals Teenager – meine erste Begegnung mit einem tatort-Klassiker: „Nachtfrost“. Ich war sofort gefesselt davon und versuchte Informationen rund um diese Episode und den Kommissar „Finke“ zu bekommen.
Kein leichtes Unterfangen in der Zeit vor dem World-Wide-Web.
So sammelte ich jede erdenkliche Information zu den alten »Finke«-Episoden, nahm mir Wiederholungen auf VHS auf und entdeckte auch andere Ermittler für mich.

Etwa zehn Jahre später, im April 2003 saß ich in einem Vorstellungsgespräch und wurde nach meinen Hobbys gefragt. Ich antwortete ehrlich: „Ich beschäftige mich viel mit meinem alten Mercedes und schaue mir gern alte »tatorte« an.“
Ich rechnete mit „Augenrollen“ und einem höflichen „Ah, das ist ja spannend!“ und war umso überraschter, als eine Nachfrage kam: „Welche Kommissare mögen Sie denn am liebsten?“ – „Finke ist mein Favorit.“ – „Den finde ich auch super. Was ist ihre Lieblingsfolge?“ – „Ich mag »Nachtfrost« sehr gern, aber auch »Jagdrevier« und »Reifezeugnis«“ – „Kennen Sie auch »Blechschaden« und »Kurzschluß«?“

„Wow! Was ist hier denn los“ dachte ich. Ehe ich mich versah war ich in einem Fachgespräch über alte Filme und alte Autos.
Mein Gegenüber war geschätzte zehn Jahre älter, hat aber anscheinend weniger Zeit mit „rumstudieren“ vergeudet und es so zum Prokuristen in der Firma gebracht, in der ich mich gerade um einen Ausbildungsplatz bewarb. Ich war verwirrt. Das Gespräch war gut, aber würde mein Fachwissen in alten Fernsehserien und Yountimern dazu reichen den Ausbildungsplatz zu bekommen?

Es reichte.

Während der Ausbildung kamen wir immer mal wieder auf die alten Filme und natürlich auf alte Autos zu sprechen, wenngleich ich mich zwischenzeitlich von meiner geliebten »Wanderdüne«, einem saharagelben 230E (W123) trennen musste.
Wir schmiedeten Pläne, dass wir uns die ganzen Finke-Drehorte mal anschauen wollten. Dieser Plan war naheliegend, schließlich spielten diese in Schleswig-Holstein und wir waren in der Landeshauptstadt Kiel zu Hause.

Es dauerte dann aber vier Jahre bis wir uns das erste Mal auf die Suche gemacht haben. Ich war zwischenzeitlich zu einem anderen Arbeitgeber gewechselt und vielleicht hat das auch erst den etwas „unverkrampfteren“ Umgang miteinander ermöglicht, aus dem sich zwischenzeitlich eine sehr gute Freundschaft entwickelt hat.

Fortan trafen wir uns mehrmals im Jahr, um auf »Ermittlungs-Tour« zu gehen. Vorher versuchten wir anhand von Netz-Recherchen oder durch Anhaltspunkte in den Episoden selbst Anhaltspunkte für Orte zu finden, an denen wir suchen konnten.

Wir kümmerten uns zunächst um die offensichtlichen Orte: Barmstedt zum Beispiel. Es war kein Geheimnis mehr, dass hier gleich zwei Episoden entstanden sind. Also machten wir uns auf den Weg und versuchten die Orte zu finden um Vergleichsbilder zu erstellen: Szene aus dem Film und dazu ein aktuelles Bild.

So arbeiteten wir uns weiter vor, Episode für Episode.
Wir bemühten Internet-Foren und scheuten auch nicht davor zurück Darsteller oder Komparsen zu kontaktieren.

Manch »harte Nuss« ließ sich nur durch jahrelanges Kartenstudium anhand von Wegverläufen oder markanten Gebäuden ermitteln, andere konnten wir bis heute nicht knacken.

Abschließend die Frage: Warum das ganze?

Die alten »tatorte« fesseln mich nach wie vor und irgendwie hat diese Recherche ein bißchen etwas von Kriminalistik in Kombination mit Geschichtsunterricht.

Im laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass es durchaus andere Menschen gibt, die Fragen zu den alten Filmen haben, oder sogar eigene Erkenntnisse dazu beitragen möchten.
Das war für mich der Grund diese Seite zu erstellen.