Kein »tatort« – aber war »Jagdrevier« eine Generalprobe?
Im tatort »Jagdrevier« treffen Klaus Schwarzkopf und der damals noch weitestgehend unbekannte Schauspieler Jürgen Prochnow unter der Regie von Wolfgang Petersen aufeinander. Für mich ein legendärer Film, dessen Gesamtstimmung einzigartig ist.
Dachte ich zumindest, bis ich irgendwann mal über die Romanverfilmung »Einer von uns beiden« gestolpert bin.
Besagter Roman entstammte der Feder des genialen Autors »ky«, der in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche tolle Krimis / Thriller geschrieben hat und damit für viele TV-Krimis die Vorlage lieferte.
Ich kannte eine Reihe seiner Bücher und war umso erstaunter, dass ich erst um das Jahr 2010 von diesem Buch und der so prominent besetzten Verfilmung erfuhr.
Ich kaufte mir sofort die DVD und sah mir den Film an. Selten hat mich ein Film derart in seinen Bann gezogen!
Die Story hat eine für »ky« typische Raffinesse und wird – ebenfalls für den Autor typisch – mit einer sehr fein gezeichneten Milieustudie der Protagonisten (und Nebencharaktäre) umgeben.
Die Geschichte spielt in Berlin. Knapp ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende sieht man der Stadt bzw. dem Umfeld des gescheiterten Studenten Bernd Ziegenhals das Elend an, welches damals in vielen Teilen der Stadt allgegenwärtig gewesen sein muss.
Ziegenhals kommt durch einen Zufall dahinter, dass sein ehemaliger Professor Kolczyk bei seiner jüngsten Veröffentlichung schlicht und ergreifend das Werk eines amerikanischen Soziologen kopiert hat.
Ziegenhals, der sprichwörtlich von der Hand in den Mund lebt, und dessen eigene Versuche als Autor Geld zu verdienen sich auf das wohlwollen als »Ghostwriting« zu beschreibende arbeiten beschränkt, wittert die Chance, sein Wissen über das Plagiat des sehr gut situierten Professors zu monetarisieren.
Es kommt, wie es kommen muss: der erpresste Professor versucht sich seines Mitwissers zu entledigen – die Geschichte durchlebt dabei aber mehrere Wendungen und führt letztlich zu einem nicht zu erwartenden Ende.
Die Drehorte
Auch wenn sich diese Seite mit den Drehorten von Krimis beschäftigt, muss ich gestehen, dass ich mir bis heute nie die Mühe gemacht habe, diese für »Einer von uns beiden« ausfindig zu machen.
Einige markante Punkte würde man sicherlich auch 50 Jahre nach der Produktion finden, andere sind vermutlich zwischenzeitlich mehrfach »überplant« und neu bebaut worden – dem Berlin-Hype sei dank.
Einige Anhaltspunkte zu den Drehorten finden sich jedoch im Wikipedia-Eintrag zum Film: https://de.wikipedia.org/wiki/Einer_von_uns_beiden
Empfehlung!
Ich erwähne diesen Film dennoch hier, weil er eine ganz klare Empfehlung für Fans der Petersen-Tatorte ist. Auch wenn es kein tatort war.
Das Buch, dessen Autor »ky« mit vollem Namen Horst Bosetzky hieß, und wie der Protagonist Kolczyk im richtigen Leben ebenfalls Professor für Soziologie war, ist einfach weltklasse. Petersens Inszenierung in Verbindung mit dem genialen Spiel von Schwarzkopf und Prochnow ist auch nach über 50 Jahren noch absolut sehenswert.